Wo Välte sich trifft
Der Dorfplatz ist Veltheims natürliches Zentrum, auch wenn die Rosenberger und die Blumenauer das bestreiten, weil sie weit weg davon leben und die Exil-Vältemer erst recht. Mich zieht es als Exil-Blumenauer (von zuhinterst an der Salstrasse 108) stets zuerst zum Dorfplatz. Da ist samstags Markt, da lässt sich etwas trinken und essen in der Conci und im Kunterbunt (derzeit gibt’s am Freitag und Samstag allerfeinste italienische Spezialitäten vor der Conci und einen feinen Cappuccio über d Gass im Kunterbunt), da lässt sich’s umherstreifen oder auf eine der Bänke sitzen oder die fünf, sechs Stufen zur Dorfkirche hochsteigen, wenn wieder eine Transformation in der Temporären Kapelle zu sehen ist, etwa jene von Gregor Frehner über das Grauen des Dritten Reiches, die am 30. Oktober 2020 schloss. (Neulich, für die Fotostrecke im Gallispitz-Augenschein, schlich ich mich auch in die Dorfkirche und fotografierte über die Bankreihen hinweg Ursula Bienz‘ zarte Blumen.)
Fast immer gehe ich sodann die paar Schritte über das Bahngleis hin zum Park, setze mich in die Nähe des Delfinbrunnens, an dem ich als Bub so oft spielte, und ärgere mich nach wie vor über die dämliche hellblaue Delfinwand zwischen Park und Gleis; rege mich wieder ab, kehre zurück zum Dorfplatz, lass es mir gut gehen, lass die Zeit verstreichen, hole dann die Kamera hervor und fotografiere vielleicht ein Öpfelbütschgi, das ein hungriger Passant auf dem schmalen Concordia-Sims abgelegt hat. Und kehre nochmals ein, denn inzwischen sagt man «hoi», kennt den Gallispitz-Redaktor, der nicht mehr im Dorf lebt, aber immer wieder dahin zurückkehrt.
Heimat ist zentral für uns Menschen, egal wo sie liegt. Und die Heimat der Kindheit ist es erst recht, von ihr kommt kein rechter Vältemer los.
Dieter Langhart, Redaktor Gallispitz
PS. Ich ziehe nach über vierzig Jahren zurück nach Välte! An der Bettenstrasse habe ich eine kleine, aber feine Wohnung gefunden, die meinem Wunsch nach Entschlackung entgegenkommt und von der aus ich mit wenigen Schritten im Wolfi oder im Wald bin.
Meine Zeit in Frauenfeld als Kulturredaktor bei der Thurgauer Zeitung ist vorüber, auch wenn ich noch immer für sie schreibe. Doch jetzt gilt meine Aufmerksamkeit vollauf dem Gallispitz und den Menschen und Dingen, die ihm Leben geben. Und ich freue mich auf Sie und dich, auf neue und vergessene Bekanntschaften.
Mai und Juni 2023 werden wir nur beschränkt vermieten können, es stehen Renovationsarbeiten vor allem in der Scheune an. Genauere Angaben hier sobald wir näheres wissen.